ForumWort Autor*innengruppe

Das Zertifikat als Schreibgruppenleiterin in der Tasche und begierig, meine Leidenschaft für das Schreiben zu teilen, suchte und fand ich eine Gruppe. Die ersten interessierten (überwiegend angehenden) Autor*innen sammelte ich über den Berliner Autorenstammtisch. Wir wollten Gemeinschaftsprojekte durchführen und zusammen die Literaturwelt erobern.

Organisierte Eroberung der Literaturwelt

Die Treffen organisierte ich zunächst weiterhin über die Seite des Autoren-Stammtischs. Wir waren offen für alle. Zunächst trafen wir uns im Lettrétage, dem Literaturhaus in Kreuzberg. Es war aber zunehmend schwierig mit der Terminfindung. Also landeten wir wie mit dem Stammtisch doch wieder im Café, dieses Mal jedoch zumindest in einem ruhigeren Hinterzimmer. Nicht optimal zum Vorlesen und Diskutieren, aber dafür mit leckeren Flammkuchen und Kaffe :). Einige Leute schnupperten in die Gruppe hinein, die Gruppe schrumpfte phasenweise auf drei Personen. Doch Ulrich, Nicole und ich bildeten den festen Kern. Anfänglich hatte ich zweimal im Monat Treffen angeboten, einmal vormittags und einmal am Abend. Aufgrund der abendlichen Unruhe im Café und weil es überwiegend dieselben Leute waren, hatte ich dann auf das Vormittagstreffen reduziert (ich war noch in Elternzeit, meine Kleine aber schon in der Kita).


Eine Gruppe, ein Name und ein originelles Konzept

Schließlich rang ich mich doch nochmal dazu durch, wieder einen Abendtermin anzubieten – und der Abend war ein voller Erfolg! Danach hatten wir eine zuverlässige und motivierte Gruppe von etwa 15 Autorinnen und Autoren zusammen. Auch einen Namen fanden wir: ForumWort. Wir alten Gruppenmitglieder hatten schon unsere Kurzgeschichte zum Thema „Fremd“ verfasst. Nun wollten wir beim gemeinsamen Neustart auch noch einmal den Stift schwingen und entwickelten das Konzept von Geschichtenpaaren: Jede Autor*in schrieb zweimal über dasselbe Ereignis, aber aus zwei unterschiedlichen Perspektiven.

Wir plotteten in der Gruppe, zum Teil unterstützt durch Schreibspiele. Dann schrieben wir zuhause. Das Ergebnis wurde wiederum der Gruppe präsentiert. Mit dem Feedback der Kolleg*innen machten wir uns an die Ausarbeitung. Die einzelnen Geschichts-Manuskripte wurden dann wiederum von den anderen testgelesen.


Die erste Veröffentlichung

Unserem originellen Konzept ist es vermutlich zu verdanken, dass ich schon bevor wir unser Manuskript fertig gestellt hatten, Verlage für unser Werk interessieren konnte. Auf der BuchBerlin sprach ich mit zwei Verlegerinnen, die Bereitschaft signalisierten. Dennoch merkte ich, dass unsere Entscheidung, genregemischt zu schreiben, die Auswahl an Verlagen stark einschränkte. Die beiden zugänglichen Verlage bekamen ein Exposé und wir schrieben und überarbeiteten motiviert weiter. Da ich als Veröffentlichungstermin die nächste BuchBerlin vereinbart hatte, kamen wir nun als Gruppe auch zu einer verbindlichen Deadline.
Dann war es soweit: Ich sendete eine Nachfrage und dann das gesamte Manuskript an die beiden Verlage. Der eine gab uns eine begründete und bedauernde Absage. Der zweite, der Independent Bookworm, war begeistert und machte sich ans Werk. Da es ein Kleinstverlag ist, hatten wir viel Mitsprache-Recht, allerdings auch mehr Verantwortung. Es dauerte lange, bis wir uns auf ein Cover-Bild, den Schriftzug etc. einigen konnten. Auch der Klappentext und die Viten wurden auf unseren Wunsch immer wieder angepasst. Die Grafiken, die eine unserer Autorinnen für alle Geschichten angefertigt hatte, wurden eingefügt. Und endlich, endlich, pünktlich zur BuchBerlin 2019 hielten wir unser Werk in den Händen!

"Fremd - Jede Geschichte hat zwei Seiten" (Link zum Kauf - Amazon)


Öffentlichkeitsarbeit: Lesungen, Leserunde & SoMe

Jetzt musste unser Buch nur noch gekauft werden!
Eine gute Möglichkeit neben der individuellen Werbung über unsere SoMes und Messestände unserer Verlegerin, bieten Lesungen. Wir hatten zwei Gruppenlesungen im Rahmen der Sprachwoche, eine in einem Kultur-Café und eine an der Freien Universität. Darüberhinaus lasen wir in einer Kirchengemeinde. Eine weitere Lesung in einer Bibliothek wurde vereinbart. Auch zwei weitere Cafés zeigten Interesse. Dann kam der Lock-Down.

Eine Leserunde auf LovelyBooks brachte uns viel positives Feedback – hier äußerten sich die Leserinnen und Leser noch ausführlicher als bei unseren Lesungen. Die Rezensionen sind zudem nicht für die Autorinnen erfreulich, sondern auch wichtig für Verkaufsplattformen.

Nicht nur die Idee eine Geschichte von zwei Seiten zu erzählen, auch die Umsetzung ist absolut gelungen …“ (Buechertatze auf LovelyBooks)
Mir gefällt der Mix aus Geschichtlichem, Facetten von Obdachlosigkeit, religiösen Eiferern, Märchen, Horror, Älterwerden, Sciene Fiction und noch mehr außerordentlich. Beim Lesen der jeweils ersten Geschichte wächst bereits die Spannung auf die darauffolgende zweite Seite der Geschichte.“ (Peter Futterschneider von GROLLUNDSCHMOLL ® auf Amazon)
Hier die ausführlichen Rezensionen zur Leserunde: LovelyBooks


Das neue Projekt: ein gemeinsames Genre, viele phantastische Geschichten

Nach der Veröffentlichung der ersten Kurzgeschichten-Sammlung stürzten wir uns sogleich ins nächste Schreib-Projekt. Einige Leute stiegen aus, andere neu ein. Aktuell überarbeiten 13 Autorinnen und Autoren ihre Manuskripte und dann geht es ans Exposé. Dieses Mal haben wir uns vorab auf ein gemeinsames Genre geeinigt. Ganz rein zufällig wurde es Phantastik ;) 

Das Thema "Himmelhoch - Abgrundtief" wurde trotzdem völlig unterschiedlich gefüllt: 

Höhenflüge auf eigenen Schwingen oder per verzaubertem Fahrstuhl, aus machtbesessenem Übermut oder aus reiner Freude.
Und dann der Absturz: Von Klippen oder aus rosa Wolken. Zerschmettert liegen bleiben, ein neues Leben wagen oder gar am tiefsten Meeresboden weiter existieren?

Und meine Geschichte: "Nur ein nutzloser Flügel": Aus der stolzen geflügelten Wächterin Ariyah wird nach einem Absturz und Flügelriss ein verachteter Staubling. Zunächst setzt Ariyah alles daran, ihren Status wieder zu erlangen. Doch die Begegnung mit Stella verändert ihren Blick auf ihre eigenen Werte und sie sucht nach anderen Formen von Anerkennung und Freiheit – nicht nur für sich selbst.


Ausblick
Auch dieses Mal haben wir die BuchBerlin genutzt, um persönlich mit Verlagen zu sprechen. Wie es in der aktuellen Lage weitergeht, ist trotzdem nicht abzusehen. In jedem Fall schreiben wir – und ich nutze die Gelegenheit, in Sachen SoMes nachzulegen und wir wollen uns an kleine Online-Lesungen wagen. Derzeit prüfe ich die Möglichkeiten eines ForumWort-Accounts auf unterschiedlichen Plattformen. 
– Und als ersten Schritt habe ich diese Seite über unsere Gruppe hier auf meiner Homepage angelegt :)