Kein Familienbesuch, kein Weihnachtsmarkt… Dieses Weihnachten fällt vieles aus, gerade für die Kinder. Die Band Rumpelstil im FEZ verspricht ein Erlebnis zum Mitmachen vom eigenen Sofa aus. Kann das wirklich funktionieren?
Mara (4) und Linus (11) saßen am 4. Advent gespannt vor dem Bildschirm. Doch es lief kein Weihnachtsmärchen oder sonst ein Film. Nein, heute stand eine Begegnung mit dem Weihnachtsmann auf dem Programm. Nicht in Himmelfort oder auf dem Weihnachtsmarkt wie in anderen Jahren, sondern ansteckungssicher im Digitalformat. Per Livestream landete der Weihnachtsmann samt Gefährten auf dem Computer der Kinder – und sie wurden ebenfalls zu ihm gestreamt. Etwa 100 deutschlandweit Familien hatten sich heute zur Weihnachtsshow des FEZ Berlin eingewählt. Weil die Situation gerade für das kindliche Publikum doch etwas ungewohnt war, wurde erst einmal vorbereitet.
„Wir wurden gut an die Hand genommen, reingenommen in die Situation“: Familien finden sich in das interaktive Format ein
Die Kinder wurden namentlich begrüßt, immer wieder wurden in der Kachelansicht die anderen Zuschauer gezeigt, so verflog das Gefühl der Fremdheit schnell. Da sah man Kinder mit Weihnachtsmützen und Keksen, Familien aufs Sofa gekuschelt. Einige Mutige wagten gar, schon über ihre Vorfreude und ihre Weihnachtswünsche zu berichten. Dann gab es noch einige technische Hinweise: Damit die Musiker, der Weihnachtsmann und der Bär Mambuso nicht ganz ohne Applaus auskommen mussten, sollten „Applaus-Zettel“ angefertigt werden. Prompt wurden Blätter mit „Super“ „Toll“ „Oberklasse“ freudig in die Kamera gehalten. Zustimmung und Ablehnung per Daumenzeichen verstanden die Kleinen rasch. „Ich fand schön, zusammen zu singen, besonders `Schneeflöckchen`“, erzählt Mara, aber auch „Ich hätte mich nicht getraut zu antworten – zum Glück hat der Weihnachtsmann mich nichts gefragt!“ Ihr großer Bruder ist da sogar noch zurückhaltender, er versteckt sich überwiegend vor der Kamera. „Fremde Leute können einen zu Hause sehen – das ist komisch. Aber die anderen auf dem Sofa zu sehen, ist schon witzig“, gibt er zu.Auch ihr Vater war zunächst etwas skeptisch, die Kamera anzuschalten. Immerhin zeigt er damit sein Wohnzimmer und seine Kinder fremden Leuten. Aber die anderen Familien zu sehen, hat ihm schnell jede Hemmung genommen. „Wir wurden gut an die Hand genommen, reingenommen in die Situation“ und „immer wieder wurde aktives Publikum gezeigt“. So habe er sich schnell wohl gefühlt und war bereit, sich auf die Show einzulassen.
Leere Theatersäle im Lockdown: In diesem Jahr wird das Publikum im FEZ digital zugeschaltet. Die Moderation zeigt sich dem voll gewachsen.
„Wie schaffen wir das technisch. Das war die größte Herausforderung“: Grenzen und Potential des digitalen Formats für die Veranstalter
Auch für die Veranstalter war das digitaler Format zunächst Neuland. Doch schon im ersten Lockdown im Sommer konnte das FEZ bei zwei Kinder-Events Erfahrungen mit dem Livestream sammeln.„Uns war es wichtig, die Kinder sinnlich zu erreichen, sie zu animieren mitzumachen: mitzutanzen, zu singen, zu basteln, zu klatschen und ihnen dabei das Gefühl zu vermitteln, dass viele Kinder zuschauen und sie alle gemeinsam mitmachen. Spaß zu haben, auch wenn sie gerade nicht direkt mit anderen Kindern spielen können“, berichtet Marion Gusella vom FEZ. Gerade für Kinder reiche die reine Übertragung eines Theaterstücks einfach nicht aus. „Wie schaffen wir das technisch. Das war die größte Herausforderung“, sagt Gusella.
Der Weihnachtsmann grüßt von der Bühne direkt in die Wohnzimmer: Livestreams machen es möglich (Screenshot YouTube)
„Wir haben es gerockt - digital - immerhin!!!“: Die Band machte das Beste aus dem Auftritt im leeren Saal
„Die Energie eines leeren Theaters ist natürlich anders als die Energie eine Theaters besetzt mit einem summenden, lärmenden, erwartungsvollen Publikums,“ beschreibt Jörg Brumme von Rumpelstil. Nicht alle seine Kollegen seinen von der Möglichkeit anfangs besonders begeistert gewesen. Aber jetzt seien viele positive Kommentare gekommen und so betrachten sie das Experiment als geglückt. Es war „wirklich ein echt mutiges herausforderndes Projekt. Und wir haben es gerockt - digital - immerhin!!!“Publikum, Veranstalter und Band sind sich wohl einig: Das virtuelle Format ersetzt das Erlebnis vor Ort nicht, aber in dieser Krisensituation ist es immerhin eine gute Alternative. Und es können sogar Kinder von überall zusammenkommen: Das FEZ vergab Freikarten an die Initiative Kultür und das Deutsche Kinderhilfswerk, so dass Kinder aus ganz Deutschland sich einwählen und mitmachen konnten. So hat die Digitalisierung durchaus ihr verbindendes Potential.
Die Kinder vor dem Bildschirm jedenfalls tanzten fröhlich und nahmen das interaktive Angebot gerne an – besonders, da ihre Familie dabei war. Nicht nur live, sondern auch zum Anfassen und Mitlachen.
Weitere Termine der Weihnachtsshow vom 26.-29.12
Link zum Programm der Weihnachtsshow von Rumpelstil im FEZ
Link zum Video Rumpelstil: „Mambuso und die Weihnachtskugel“ (YouTube)